Pressemitteilung

Pressesaal Vatikanstadt, 04.12.2015

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Papst Franziskus schreibt in der Verkündigungsbulle des außerordentlichen Jubiläums, Misericordiae Vultus, dass „Der Tragebalken, der das Leben der Kirche stützt, ist die Barmherzigkeit. Ihr gesamtes pastorales Handeln sollte umgeben sein von der Zärtlichkeit, mit der sie sich an die Gläubigen wendet; ihre Verkündigung und ihr Zeugnis gegenüber der Welt können nicht ohne Barmherzigkeit geschehen“ (Nr. 10). Mit diesen Gefühlen bereiten wir uns darauf vor, das außerordentlichen Jubiläums der Barmherzigkeit zu erleben, das am kommenden 8. Dezember mit der einfachen, aber bedeutungsvollen Eröffnung der Heiligen Pforte beginnen wird.

 

Die erste Mitteilung betrifft allerdings die unmittelbaren organisatorischen Aspekte des Jubiläums.

Ab dem 1. Dezember wird das Pilgerzentrum in via della Conciliazione 7 eröffnet sein. Dies ist ein Ort, an dem die Pilger Informationen über das Jubiläumsprogramm erhalten können, an dem sie sich für den Weg zur Heilige Pforte anmelden können, an dem sie die kostenlosen - aber notwendigen - Eintrittskarten für verschiedene Zeremonien erhalten können, und an dem sie die Teilnahmebescheinigung („Testimonium“) ihrer Teilnahme am Jubiläum abholen können.  Es ist mir wichtig, zu betonen, dass ausschließlich  der Päpstlicher Rat zur Förderung der Neuevangelisierung dazu berechtigt ist über das Pilgerzentrum die Anwesenheit am Jubiläum, sowie den zu Fuß zurückgelegten Weg zu bescheinigen. Jede andere, nicht im oben genannten Pilgerzentrum ausgestellte Bescheinigung ist nicht als authentisch zu betrachten.  Das Pilgerzentrum wird täglich von 7:30 Uhr bis 18:30 Uhr geöffnet sein.

 

Einen wichtigen Beitrag liefern die ehrenamtlichen HelferInnen, die den Pilgern Empfangsdienste und Hilfe anbieten werden, insbesondere in via della Conciliazione und Petersplatz, in der Nähe der anderen Basiliken und der Jubiliarskirchen. Viele haben unsere Einladung in den vergangenen Monaten angenommen und so können wir, während wir noch auf weitere Anmeldungen warten, täglich auf ca. 100 ehrenamtliche HelferInnen im Dienst des Heiligen Jahres zählen. Dies ist ein Wert, der während Großveranstaltungen auf 800-1000 wachsen wird.

 

Die vom Päpstlichen Rat vorbereitete Buchreihe der Hilfsmittel („Sussidi“) ist jetzt fertig. Sie hilft dabei, das Jubiläumsjahr konsequent zu leben. Wir haben mit Freude erkannt, dass die Bücherreihe in kürzester Zeit die ersten Stellen in der Verkaufsrangliste erreicht hat, und werten dies als ein Zeichen der Aufmerksamkeit für das Jubiläum, aber auch als Zeichen einer Bereitschaft, das Jubiläum spiritueller zu erleben. Die Bücherreihe ist derzeit in 10 Sprachen verfügbar, darunter auch die geplanten ukrainischen und koreanischen Versionen.

 

Kommen wir dann zur Zeremonie der Eröffnung der Heilige Pforte im Petersdom. Die Zeremonie wird ab 9:30 Uhr am Petersplatz stattfinden. Sie wird mit der Vorlesung einiger Ausschnitte aus den vier Pastoralkonstitutionen des II. Vatikanischen Konzils (Dei Verbum, Lumen Gentium, Sacrosanctum Concilium und Gaudium et Spes) und zweier Ausschnitte aus Unitatis Redintegratio (über den Ökumenismus) und aus Dignitatis Humanae (über die religiösen Freiheit) beginnen. 2016 ist der 50. Jahrestag des Endes des II. Vatikanischen Ökumenischen Konzils. Die Vorlesung dieser Abschnitte will die in diesem Konzil erfasste, prägnante Lehre und ihre große Aktualität für das Kirchenleben erneut betonen. Wie Papst Franziskus selbst in der Verkündigungsbulle erwähnt hat, als er die die Worte des heiligen Johannes XXIII  und des seligen Paulus VI zitierte, wurde jene Veranstaltung über drei Jahre hinweg  im Licht der Barmherzigkeit erdacht und gestaltet. Während der Eucharistiefeier wird das von Pater Rupnik für das Jubiläum erstellte Evangeliarium, das vom Verlag San Paolo gedruckt wird,  in einer Prozession zum kleinen Thron gebracht, der während aller Sitzungen des Konzils am Altar des Petersdomes stand, um die Hauptrolle des Wort Gottes  Allen nahezulegen. Das Kunstwerk, das auf der Vorderseite  das Logo des Jubiläums als Mosaik abbildet wird danach auf den Thron gestellt.

Bezüglich der eigentlichen Eröffnung der Heilige Pforte: Die sehr schlichte Zeremonie wird weltweit live übertragen.  Der Papst wird um die Eröffnung der Pforte bitten und wird sie durchschreiten. Hinter ihn werden die Kardinäle, die Bischöfe und die Vertreter der Priester, Ordensbrüder und -schwestern und Laien die Heilige Pforte durchschreiten und bis zum Grab Peters prozessieren, wo zum Abschluss die Heilige Messe gefeiert wird. Danach wird der Papst, wie üblich, den Angelus am Fenster des Apostolischen Palastes beten.  

 

Am Abend des 8. Dezember werden die Eröffnungsfeierlichkeiten mit einem beeindruckenden, einzigartigen  Schauspiel namens „Fiat Lux: Illuminating Our Common Home“ abgeschlossen. Dabei werden auf die Fassade und Kuppel des Petersdoms Bilder aus dem  Repertoire  einiger weltberühmten Fotographen projiziert, die sich die Themen der Barmherzigkeit, der Menschheit, der Natur und des Klimawandels zu Herzen nehmen. Sponsoren dieses Schauspiels sind die World Bank Group (Connect4Climate), die Paul G. Allen's Vulcan Productions, die Stiftungen Li Ka-shing und Okeanos. Das Event will, von der letzten Enzyklika Papstes Franziskus Laudato Si'  inspiriert, die Schönheit der Schöpfung vorbringen - auch im Zusammenhang  mit der 21. UNO-Konferenz über den Klimawandel (Cop 21), die am vergangenen Montag im Paris angefangen hat und am nächsten 11. Dezember endet. Das Schauspiel wird um 19:00 Uhr beginnen. Ich kann versprechen, dass es sich um ein einmaliges Event handelt und zum ersten Mal in einem so bedeutenden Rahmen realisiert wird. Wir sind dankbar für dieses Geschenk und hoffen, dass zahlreiche Menschen in der ganzen Welt diese Veranstaltung verfolgen werden, um die Schönheit der Schöpfung dank Fantasie, Professionalität und Kunstgefühl weltberühmter Fotographen genießen zu können.

Am Sonntag, dem 13. Dezember, werden zum ersten Mal in der Geschichte der Jubiläen die Heiligen Pforten in allen Kathedralen der Welt eröffnet. Papst Franziskus hat den Wunsch ausgesprochen, dass das Jubiläum der Barmherzigkeit vor allem in besonderen Kirchen stattfindet. Deswegen hat er am vergangenen Sonntag, dem 29. November, die heilige Pforte der Kathedrale von Bangui in der Zentralafrikanischen Republik eröffnet, was Bangui zur Welthauptstadt des Friedens und der Barmherzigkeit kürte. Eine sehr bedeutende Geste, die den Wert des im Alltag unserer Gemeinden erlebten außerordentlichen Jubiläums für die gesamte Kirche nahebringt.

 

Papst Franziskus wird die Heilige Pforte der Lateransbasilika mit der Feierlichkeit um 9:30 Uhr eröffnen. Die Begeisterung der ganzen Welt in Vorbereitung auf dieses Ereignis ist bemerkenswert. Wir haben hunderte von Mitteilungen bekommen, aber sicher zu nennen sind jene Ankündigungen der Eröffnungen in der Kathedrale des Heiligen Geistes in Istanbul, von St. Peter und Paul in Ratnapura – Sri Lanka, von Christus König de Mushasha in Gitega – Burundi, von St. Josefs in Dunedin – Neuseeland, der Mariä-Tempelgang-Kirche in Natal – Brasilien, von  Myeongdong in Seoul – Südkorea, von St. Georg in der Maronitischen Erzdiözese von Beirut.

 

Am nächsten Freitag, dem 18. Dezember, wird der Heilige Vater als symbolische Geste die Pforte der Barmherzigkeit der Caritas Herberge “Don Luigi Di Liegro” in der via Marsala öffnen; dort werden seit 25 Jahre alle Menschen aufgenommen, die in große Not sind und um unsere Hilfe bitten. Dies ist das erste einer Reihe von Zeichen, die der Papst einmal im Monat an einem Freitag als Ausdruck der Werken der Barmherzigkeit anbieten will. Diese Zeichen werden als Privatbesuche des Heiligen Vaters gestaltet, um die persönliche Nähe und Solidarität zu den betroffenen Menschen und Institutionen stärker zu ermöglichen. Der Papst will damit die Aufmerksamkeit auf die vielfältigen Formen des Leidens, der Ausgrenzung und der Armut lenken, aber gleichzeitig auch auf die große Solidarität der vielen Leuten, die ihre Zeit und ihre Kräfte dem Trost und der täglichen Unterstützung der Bedürftigen widmen.   

 

Nach der Eröffnung der Heilige Pforte und über das gesamte Jubiläum hinweg, wird der Rosenkranz  täglich am Petersplatz gebetet. Er wird im Turnus von verschiedenen Pfarrgemeinde Roms und Ordensgemeinschaften geleitet, die der Jungfrau Maria geweiht sind, sowie einigen kirchlichen Ausbildungsstätten.

 

Außerdem mochte ich die medizinische Betreuung für die Pilger erwähnen. In den vier Papstbasiliken wurde ein Erste-Hilfe-Stützpunkt eingerichtet. Dank des Beitrags der Stiftung  “Giorgio Castelli”, verfügt jeder Stützpunkt über einen Defibrillator.  Die ärztliche und pflegerische Betreuung wurde vom Malteserorden übernommen, der kompetent allen Anforderungen gewachsen sein wird. Auch weitere medizinische Strukturen unter der Verantwortung der Region Lazio sind einbezogen. Die Region Lazio hat einen Plan für die ganze Stadt vorbereiten, darunter eine Notversorgungseinheit (Posto Medico Avanzato), die an Engelsburg stationiert sein wird, sowie die vor Kurzem renovierte Notaufnahme des Krankenhauses „Santo Spirito“. Ich möchte an dieser Stelle auch erwähnen, dass wir verschiedene Kommunikationshilfsmittel die die Wege, die Pilgerfährte zum Heilige Pforte und viel weiteres erklären für Taube und Blinde auf unserer Webseite zum Download zur Verfügung stehen: für erstere einige Video-Tutorials mit der italienischen und internationalen Gebärdensprache (ISL), für zweitere einige Audio-Dateien. Im Petersdom und anderen Kirchen wurden auch barrierefreie Beichtstühlen installiert, sowie Hilfsmittel, die die Beichte den gehörlosen Menschen vereinfachen können. Zusätzlich wurde ein Tastbuch in A3-Format vorbereitet, das Blinden Hilfe für die Wahlfahrt zur Heilige Pforte im Petersdom bietet.

 

Das heilige Jahr der Barmherzigkeit ist tatsächlich das Erste der Internet- und Social-Media-Ära. Im Bezug darauf möchte ich die Wichtigkeit der offizielle Webseite des Jubiläums (www.im.va) erwähnen. Diese Seite wird in sieben Sprachen übersetzt und wird erlauben, die Großveranstaltungen, die in Rom stattfinden werden, auch denjenigen nahezubringen, die nicht persönlich in Rom anwesend sein können. Wer sich für das Durchschreiten der Hl. Pforte oder als ehrenamtlicher Helfer anmelden will, kann dies auf der Webseite auf den entsprechenden Unterseiten machen. 

Noch erwähnenswert ist das vom Päpstlicher Rat zur Förderung der Neuevangelisierung angelegte Portal „vatimecum“ (http://vatimecum.com/de/). Dort können die Pilger Dienstleistungen bezüglich Unterkünften und Essensgelegenheiten zu fairem Preis, sowie viele andere Informationen, um das Jubiläum zu erleben, finden.   

 

Ein Heiliges Jahr, um die Barmherzigkeit im Mittelpunkt zu stellen. Es gibt schon viele Initiativen (sowohl  innerhalb als auch außerhalb der Kirche), die versuchen die Gedanken über dieses, leider oft vergessene, Thema anzuregen. Dazu gehört auch die Initiative vom CENSIS „Barmherzigkeit 2016, die Stadtränder im Zentrum“ („Misericordia 2016, Le Periferie al Centro“). In diesem Rahmen wird ein durchdachtes Programm über das Thema der Barmherzigkeit vorgestellt, um zu erforschen was es heute, in unserer Gesellschaft, Wirtschaft und Aufnahmepolitik bedeutet, barmherzig zu sein, die Schwierigkeiten von Anderen auf sich zu nehmen, und in den Mittelpunkt zu stellen, was die heutige Welt verstößt und ins Abseits drängt.

 

Ein paar letzte Worte gilt die Initiative der „Missionare der Barmherzigkeit“. Wir haben das Anmeldungsportal geschlossen, weil die Anzahl der Priester, die sich gemeldet haben, schon über 800 liegt. Die Missionare sind Priester, die aus verschiedenen Orten der Welt kommen und von ihren Bischöfe für diesen besonderes Dienst empfohlen wurden. Am Aschenmittwoch wird der Papst ihnen die Aufgabe erteilen, Prediger der Barmherzigkeit und erbarmungsvolle Beichtväter zu sein. Sie werden vom Papst die Vollmacht erhalten, die Lossprechung der Sünden zu erteilen, auch für jene, die sonst nur von Bischöfen losgesprochen werden können. Diese Missionare werden Zeichen der Nähe und der Vergebung Gottes für alle Menschen sein. Ich möchte betonen, dass die Missionare der Barmherzigkeit ausschließlich vom Papst ermächtigt werden und jedem von ihnen die Vollmacht persönlich erteilt wird, auch die reservierten Sünden zu erlassen. Kein Bischof in seiner Diözese kann diese Missionare ernennen und umso weniger Befugnisse erteilen, die diese nicht haben können.

Wer die Missionare für eine Feier, eine Einkehr oder eine besondere Veranstaltung einladen möchte, kann die Liste benutzen, die zur Verfügung der Bischöfe gestellt wird.

 

Das Jubiläum steht kurz bevor. Wir sind sicher, dass es von Pilgern und allen, die in ihre eigenen besonderen Kirchen oder in Rom die Heilige Pforte durchgehen werden intensiv erlebt werden wird. Für dieser Gelegenheit hat der Papst allen Bischöfe der Welt die Macht erteilt, den Päpstlichen Segen während der Heilige Messe zur Eröffnung und Schließung der Heiligen Pforte zu spenden. Dieses Jubiläum wird eine Erfahrung der Barmherzigkeit sein, in der man die Liebe Gottes spüren kann, ein Gott der wie Vater alle aufnimmt und niemanden ausschließt. Es wird eine starke Zeit für die ganze Kirche sein, um sich erstens daran zu erinnern, dass die Barmherzigkeit das Wesen der Verkündigung der Kirche an die Welt ist und um zweitens aus jedem Gläubigen ein greifbares Werkzeug der Zärtlichkeit Gottes zu machen. Wie Papst Franziskus geschrieben hat: „In unseren Pfarreien, Gemeinschaften, Vereinigungen und Bewegungen, d.h. überall wo Christen sind, muss ein jeder Oasen der Barmherzigkeit vorfinden können. “ (Nr. 12).

 

 

X Rino Fisichella